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Als im Frühjahr 2014 das erste Duo-Album von Veronika Harcsa und Bálint Gyémánt erschien, löste es bei Presse und Publikum begeisterte Reaktionen aus. Die weitgehende Reduktion auf Gesang und Gitarre lassen die Songs von Lifelover ungewöhnlich transparent, direkt und intim klingen, gleichzeitig begeistert das Duo mit einer stilistischen Spannweite von Jazz bis zu kunstvollen Popfacetten. Vor allem aber fesselt Harcsas ungewöhnlich variable Stimme. Wenn sie durch Oktaven tänzelt, Tempi variiert oder halsbrecherische Scat-Kapriolen schlägt, vereint sie herausragendes Talent und juvenilen Esprit. „Harcsa is an amazingly versatile musician, a brilliant vocalist and gifted entertainer in the best sense. She has found her very own thing and performed it on a high level with great impact.” (allaboutjazz.com)

Zwischen der Veröffentlichung von Lifelover und dem neuen Album Tell Her ist eine Menge passiert. Wo mancher zunächst die erreichten Erfolge feiern würde, suchen Harcsa und Gyémánt beständig nach künstlerischem Fortschritt. „Wir haben sehr viel live gespielt, währenddessen über die Musik reflektiert und sie konstant weiterentwickelt“, sagt Veronika Harcsa, „so fanden wir zu einem noch umfangreicheren musikalischen Vokabular.“ Und, lässt sich hinzufügen, zu einer klugen Balance, die kraftvolle Aussagen trifft, indem sie ruhigere Momente zulässt. „Bei Lifelover experimentierten wir viel mit Klängen, die ich mit meiner Stimme erzeugen kann“, erinnert sich Harcsa. Inzwischen setzt sie ihre vielen Klangfarben noch pointierter und souveräner ein.

Die neuen Songs zeigen durch kompositorische Raffinesse und kluge Details eine Verfeinerung des Ausdrucks. Besonders fällt die couragierte Ausweitung der Dynamik auf. Veronika Harcsa und Bálint Gyémánt loten jene substantielle Tiefe aus, die leisen Passagen und langen Noten inne wohnt. Darin spiegelt sich auch Harcsas Beschäftigung mit anderen Projekten, die im Klassik-Bereich angesiedelt sind. Der Song Give Time beispielsweise ist von J.S. Bachs Cello Suiten inspiriert. Gleichzeitig steuerte Jeremy Friedman als Produzent Ideen bei, erweiterte das Klangspektrum behutsam durch Schwebe-Sounds oder Loops. „Wir wollten mit jemandem arbeiten, der mehr als wir selbst im Studio zuhause ist und sich daher ständig mit Soundmöglichkeiten beschäftigt“, erklärt Harcsa, „Jeremy lernte ich kennen, als ich während meiner Konzertserie in Berlin mit seinem Vater, dem Vibraphonisten David Friedman spielte.“ Auch Balint Gyémánt war schnell überzeugt: „Jeremy erfasste intuitiv unser Ziel, einen komplexen und modernen Sound zu kreieren.“